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- »Alles muss raus« Was kommt danach?
»Alles muss raus« ist ein interaktives Parcours-Projekt mit dem Ziel die Bedeutung von Theater von junges Publikum mehr in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken. Das Event, bestehend aus verschiedenen Interventionen, Interaktionen und Performances wird vom dem heimlich_laut Kollektiv, der Theatergruppe Razoom und uns, dem BrilLe Theater organisiert und realisiert. Am 09.09 auf dem Wittener Rathausplatz ist es dann so weit. Doch wie geht es danach weiter? Wir gehen davon aus, dass wir nach der Durchführung in 2023 und deren Auswertung ein valides Konzept entwickelt haben, welches auf unterschiedliche Städte mit geringem Aufwand und marginalen Anpassungen an die jeweiligen Situationen angewendet werden kann. Im Dezember 2022 führten wir eine Reihe von Interviews mit unserer Arbeitsweise ähnlichen Theatern durch. Unsere Erkenntnisse aus diesen Gesprächen: Wir sind alle mit unterschiedlichen künstlerischen, konzeptionellen und organisatorischen Ansätzen unterwegs. Doch wir sind uns in Vielem einig: Theater sollte Kinder und Jugendliche unbedingt ernst nehmen und als Expert*innen betrachten. Theaterrezeption und Theatervermittlung brauchen mehr Wertschätzung in (Bildungs-) Politik. Hieraus folgt die Notwendigkeit einer besseren, kontinuierlichen monetären Ausstattung des Theaters für junges Publikum. Aus diesen Gesprächen entwickelten sich die Kontakte zu den Partner*innen-Theatern. Mit ihnen treten wir im Herbst 2023 in einen gemeinsamen Prozess der jeweiligen Ausgestaltung ein. Neben der Selbstverpflichtung zur monetären Unterstützung, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, weitere Ressourcen einzubringen. Salopp formuliert: Der Parcours kann eingekauft, mit eigenen Darstellenden bestückt oder auch verändert werden. Für alle drei Möglichkeiten ist diese Projektplanung ausgelegt. Durch diese starken Kooperationen mit nordrhein-westfälischen Theatern für Kinder und Jugendliche erwarten wir eine Potenzierung der Aussagekraft unseres Anliegens. Die Wirkung in die Öffentlichkeit, Presse, sozialen Medien und die Politik hinein wird vervielfachtund kann nicht übersehen werden.
- »Alles muss raus« - Barrierefreiheit
Im Rahmen von "Alles muss raus" arbeiten wir als abgesondertes Projekt zusagen an Barrierefreiheit des Parcours.. Indem wir den Wittener Rathausplatz bespielen, erobern wir als Theaterschaffende einen neuen Ort, der hierfür nicht vorgesehen und auf dem so etwas auch noch nicht statt gefunden hat. Um sicherzustellen, dass jede*r teilhaben kann, haben wir überlegt, wie wir diesen Tag maximal barrierefrei gestalten können: Wir verzichten auf Eintrittspreise, sodass niemand aufgrund finanzieller Hürden ausgeschlossen wird. Außerdem haben wir eine Gebärdensprachdolmetscherin engagiert, werden Ruhebereiche schaffen und stellen Sitzmöglichkeiten bereitstellen. Inhalte, die sprachlich komplex sein könnten, übertragen wir in eine verständlichere Form. Außerdem ist ein Team vor Ort präsent um Menschen mit Behinderungen zu unterstützen und ihnen bei Bedarf zur Seite zu stehen. So möchten wir es schaffen, dass sich alle willkommen fühlen und den Tag bestmöglich miterleben und genießen können❤️
- »Alles muss raus« - Wer macht's?
Im Theater werden mögliche Zukunftsszenarien verhandelt und Fragen zu unserem Zusammenleben diskutiert: "Wie möchten wir gemeinsam leben und wie können wir das erreichen?" Das Theater fungiert als Zufluchtsort, Inspirationsquelle und Gestalterin von Utopien. Die Theaterlandschaft für junges Publikum in Nordrhein-Westfalen ist vielfältig, aufregend und innovativ. Doch wie vielen Menschen ist diese Vielfalt und kreative Energie bekannt? Neben strukturellen Veränderungen in den Bereichen Bildungssystem, städtische Verwaltung (Haushaltsplanung) und Kulturförderung ist eine Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung der Rolle von Kindern und ihrem Theater notwendig. Dadurch kann eine höhere Wertschätzung in der gesamten Gesellschaft erreicht werden, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Deshalb plant das BrilLe Theater, das Kollektiv heimlich_laut und die Kindertheatergruppe Razoom am 9. September 2023 den Wittener Rathausplatz durch einen interaktiven Parcours neu zu beleben. In Zusammenarbeit mit Veranstaltern und Theaterleuten aus der freien Szene möchten wir die Kraft und Bedeutung des Theaters für ein junges Publikum in den Fokus rücken. Wie genau das Projekt aussehen wird, haben wir euch hier erzählt. Im Folgenden möchten wir euch die Initiator*innen genauer vorstellen. Das BrilLe Theater Zu Britta Lennardt, Leiterin des BrilLe Theaters und Projektinitiatorin Britta Lennardt schreibt, inszeniert und spielt. Seit 2001 leitet Sie das BrilLe Theater mit seinen 11 freien Mitarbeitenden. Was für dieses Projekt relevant ist: Während der Pandemie war Britta Lennardt von Februar 2020 - März 2021 urbane Kuratorin und Projektleiterin der »Galerie der Produkte«. Ein Jahr lang kuratierte sie im Auftrage der Stadt Witten die Bespielung der Schaufenster der ehemaligen Galeria Kaufhof mit Installationen, Performance und Präsentationen der Wittener Stadtgesellschaft. Aus dieser Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichem Raum als demokratischem Ort für gemeinsame Verhandlungen entstand die Ursprungsidee dieses Projekts. Im November 2022 schloss sie ihre Weiterbildung zur DGSF zertifizierten systemischen Beraterin ab. Seither berät und begleitet sie Einzelpersonen, häufig in künstlerischen Kontexten und supervisiert Teams. Konstruktivistische Bescheidenheit und De-Konstuktion von Wirklichkeiten sind Ausgangslage der Systemik und werden sich auch in diesem Projekt widerspiegeln. Alles ist Narrativ. Welche Erzählungen wollen wir in die Welt bringen? Welche wollen wir leben? Seit 2017 engagiert sie sich im Kreativquartier Wiesenviertel durch Kuratierung und Organisation der Theaterreihe »Klein Roxi« für junges Publikum in der Hinterhofbühne »Roxi«. Die Perspektive der Veranstalterin ist ihr vertraut. Das Kollektiv heimlich_laut Heimlich_laut ist ein Kunst- und Kulturschaffendenkollektiv aus Witten. Sie sind Künstler*innen, Handwerker*innen, Kulturproduzent*innen und gute Freunde. In ihrer Arbeit setzen sie sich mit dem Lebendig Machen von Orten auseinander, die wie Un-Orte erscheinen. Kata Kern, Gründerin des Kollektivs, ist erfahrende Projektmanagerin (Bobiennale, Anne Ecke-Projekt fürs Schaubüdchen, Hardcore.Easy.Listening.Boutique für meat.karaoke.quality.time, Future City, Dach der Stadt, das feministische Jazz-Festival Peng, u.A.). Das BrilLe Theater und das Kollektiv heimlich_laut haben bereits 2021 gemeinsam das Festival »Label me« organisiert und im Rahmen des »Gedankengang« 1-3 im Kreativquartier Wiesenviertel gefördert durch ecce zusammen gearbeitet. Das Kollektiv übernimmt im Rahmen dieses Projekts die Kommunikation mit der Stadt und entwickelt logistische und raumgestaltende Lösungen.
- »Alles muss raus« - Worum geht's?
Am 9. September 2023 wollen das BrilLe Theater, das Kollektiv heimlich_laut und die Kindertheatergruppe Razoom den Wittener Rathausplatz auf noch nie dagewesene Weise beleben. Zusammen mit Veranstaltenden und Theaterschaffenden der freien Szene werden wir auf die Kraft und Bedeutung des Theaters für junges Publikum aufmerksam machen. Wir fordern einen barrierefreien Zugang zu Theater für alle Kinder. Denn: Im Theater verhandeln wir mögliche Zukünfte und die drängende Frage »Wie wollen und können wir miteinander leben?« Theater ist Zufluchtsort, Inspiration und Utopie-Entwerferin. NRWs Theaterlandschaft für junges Publikum ist vielfältig, spannend und innovativ. Doch wem ist diese Fülle und Gestaltungskraft bekannt? Wir brauchen neben strukturellen Veränderungen in den Systemen Schule, Stadtverwaltung (Haushaltsplanung) und Kulturförderung eine Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung von der Rolle der Kinder und ihrer Theater - und damit gesamtgesellschaftlich eine höhere Wertschätzung - nicht nur monetär. Dieser Parcours will ein Spektakel der Interventionen sein. Ästhetisch bewegen wir uns zwischen historischem Jahrmarkt und politischem Karneval. Besucher*innen können über den Zeitraum von acht Stunden den Parcours begehen, an den Stationen interagieren und starke, aussagekräftige Bilder betrachten. Mehrmals täglich setzt sich der Parcours in Bewegung und wird zu einer raumgreifenden Inszenierung, die die Besucher*innen in das Geschehen hinein zieht. Sahnetortenstücke werden von einer skurrilen Konditorin als Symbol des Haushalts der Stadt an die Beteiligen verteilt. Ein klitzekleines Krümelchen geht an ein Kind. Kinder in durchsichtigen Bubles versuchen, miteinander in Kontakt zu treten. - Wie können wir Vereinzelung entgegenwirken? - Wir visualisieren den steinigen Weg der Veranstalterin, etc.. Dies sind nur einige Ideen. Die Ausgestaltung liegt in den Händen der Razoom Kids und den mit Performation im öffentlichen Raum vertrauten Künstler*innen, die in Regietandems als Kollektiv die unterschiedlichen Stationen entwerfen. Basierend auf den Recherchen zur Lage der freien darstellenden Künste (Studie d. Assitej e.V.), wissenschaftlicher Forschung zur Wirkung des Theaters auf Kinder und Interviews mit Kindern, Veranstaltenden und Theaterschaffenden, richten wir uns barrierearm sowohl an die allgemeine Öffentlichkeit, als auch an konkrete Politiker*innen Wittens, insbesondere solche mit Sitz im Landtag oder Bundestag und die Presse. In 2024 wollen wir mit dem Parcours durch weitere Städte NRWs tournieren. Mit den dortigen Kooperationspartner*innen (Comedia Köln, Manuel Moser | Fetter Fisch Münster, Cornelia Kupferschmid | Filou Beckum + Stadtmarketing, Meike Wiemann | evtl. Maschinenhaus Essen, Gabriel Schunck) werden wir - angepasst an die Situation vor Ort - nochmals eine Welle der Aufmerksamkeit in Medien, Politik und Gesellschaft kreieren. Basierend auf den Erfahrungen aus 2023 können wir das entwickelte Konzept mit geringem Aufwand als eine Art Gerüst zur Verfügung stellen und die Umsetzung mit den Partner* innen vor Ort planen, begleiten und gestalten. Diese Umsetzung soll im Sommer auf unterschiedlichen Plätzen der jeweiligen Städte stattfinden. Auf diese Weise erhält unser Anliegen mehr Kraft und wir profitieren alle von den daraus resultierenden Kooperationen. Fotos: Dana Schmidt Fotografie
- »Alles muss raus«: Drei Perspektiven
Am 9. September 2023 planen das BrilLe Theater, das Kollektiv heimlich_laut und die Kindertheatergruppe Razoom, den Wittener Rathausplatz auf eine völlig neue Art und Weise zum Leben zu erwecken. Gemeinsam mit Organisatoren und Künstlern der freien Theaterszene werden wir die Kraft und Bedeutung des Theaters für ein junges Publikum hervorheben. Aus drei Perspektiven wird die Grundthematik »Theater für junges Publikum« in den Blick genommen: Kinder (1.), Veranstaltende (2.) und Theaterschaffende (3.). In allen drei Gruppen werden zunächst Ziele formuliert und neue Narrative entwickelt. In einem Wechselspiel aus Workshops, Evaluation, konzeptioneller Weiterentwicklung und gegenseitigem Austausch nähern wir uns dem Erlebnisparcours. In der letzten Phase ist ein gemeinsames Denken, Spielen und Entwicklen aller drei Gruppen intendiert. Die Grenzen lösen sich auf, es entsteht ein gemeinsames Ergebnis. In diesem Projekt kooperieren eine Vielzahl an Menschen miteinander. Für ausführliche Portraits der über 30 Beteiligten reicht hier der Platz nicht aus. Allein die Theaterschaffenden und Projektinitiator*innen möchten wir weiter unten ausführlicher vorstellen. Zu den Perspektiven: 1. Razoom Die Kinder stellen Forderungen auf. Sie erträumen sich eine Welt, in der ihnen ein barrierefreier, d.h. trotz Sprachbarriere, Behinderung und Armut möglicher Zugang zum Theater zur Verfügung steht. Wir wissen noch nicht, was sie sich konkret wünschen und welche Ideen sie entwickeln werden. Vermutlich wird auch das eigene, schöpferische Tun untrennbar mit dem Rezipieren zusammenhängen. Ihre Wünsche und Forderungen bilden die inhaltliche Basis für das weitere Vorgehen in unserem Parcours. Da viele der »Razoom« Kids Migrationshintergründe haben, werden wir den Workshop in unterschiedlichen Sprachen (Persisch, Englisch, Ukrainisch, Hindi und Deutsch) durchführen. Die Kinder arbeiten an drei Wochenenden (3.-4. Juni, 17.-18. Juni, 2.-3. September 2023) an dem Thema. Die Kinder: Artem, Nastja, Anisa, Merve, Naima, Marlene, Lilliane, Paul, Jael, Sonja, Misha, Alla Leitung: Shabana Saya, Olena Kulak, Britta Lennardt 2. Veranstaltende Wer Kindern Zugang zum Theater ermöglichen möchte, steht leider vor großen Hürden. Wie kann eine Infrastruktur geschaffen und Selbstverständlichkeit erlangt werden, die Theater als natürlichen Bestandteil und verfügbare Kunstform in das Leben und die Erfahrungsräume von Kindern integriert? Alle mit uns kooperierenden Veranstalter*innen sind sich der Kraft des Theaters als gesellschaftsgestaltende, persönlichkeitsentwickelnde und gemeinschaftsstiftende Kunstform bewusst. Doch sie alle unterliegen Sachzwängen. Die Diskrepanz zwischen Wollen und Können ist groß. Als Mittler*innen zwischen Kindern und Theaterschaffenden ist die Perspektive der Veranstaltenden wertvoll und sollte wahrgenommen werden. Sie wird vertreten durch: Stadt Witten, Jugendförderung, Sylvia Steffan (Leitung Kindertreff im Bredde-Quartier) Tausche Bildung für Wohnen, Lisa Wagner (Bereichsleitung Witten) Brenschenschule, Maik Voswinkel (Schulsozialarbeiter) Bruchschule, Julian Jakobs (Lehrer) Kulturforum Witten, Judith Papierz (Booking Kindertheater Saalbau Witten) 3. Theaterschaffende Die letzte Perspektive nehmen die Theaterschaffenden selbst ein, die als heterogene freie Szene Theater für junges Publikum in NRW in die Einrichtungen und ländlichen Räume bringt. »Oftmals agiert sie unter dem Radar der kulturpolitischen Wahrnehmung, stellt jedoch eine zentrale Säule der flächendeckenden kulturellen Grundversorgung dar.« Brigitte Dethier (1. Vorsitzende ASSITEJ e.V.) Den Theaterschaffenden fallen in diesem Projekt zwei Aufgaben zu. Während sie sich mit der eignen Perspektive auseinandersetzen und ein neues Narrativ von gesellschaftlicher Anerkennung und Relevanz freier Szene entwicklen, wird ihnen im Rahmen dieser Arbeit ein Recherchebuffet aus Interviews, Studien, Statistiken, entwicklungsspychologischer Forschung und den Arbeitsergebnissen aus den Gruppen 1 + 2 vorgelegt. Der Auftrag: Das Material ordnen, bestimmte Inhalte herausgreifen und diese in Interventionen übersetzen. Immer jeweils zwei Künstler*innen bilden ein Regietandem, entwicklen die Ideen weiter und fügen die Ergebnisse dann im August zusammen mit den Gruppen 1 + 2 zu einem großen Ganzen zusammen. Alle Fotos von Dana Schmidt Fotografie
- Frauensache?
Letztes Jahr haben wir im Rahmen unseres "Kairos"-Projekts eine öffentliche Befragung zur Wahrnehmung von Theater für junges Publikum durchgeführt. Über 120 Leute haben teilgenommen und uns ihre Meinungen mitgeteilt. 71 % davon waren weiblich. Warum? Wenn es um Kinder geht, ist das dann Frauensache? Wir wissen, dass diese Beobachtung nichts Neues ist. Aber wir wollen trotzdem mal feststellen: Wenn es um Rechte, Chancen und Teilhabe von Kindern geht, dann ist das gemeinsame Sache. Zukunft beginnt hier. Natürlich, wir wissen, dass Männer oder andere Geschlechter an den Rechten, Chancen und der Teilhabe von Kindern interessiert sind. Vielleicht lag es auch daran, wie die Umfrage verteilt und weitergegeben wurde. Vielleicht stößt das Thema »Theater für junges Publikum« aber auch immer noch auf offene Türen bei weiblich gelesene Personen, die einfach systematisch und statistisch gesehen mehr in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen und in ihre Erziehung involviert sind. Die Umfrage Ergebnisse haben uns nochmal vor Augen geführt, dass Gleichberechtigung in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen noch einen Weg vor sich hat. Und dass die Ergebnisse unserer Umfrage vor allem aus einer bestimmten Perspektive betrachtet wurden.
- Wer entscheidet über Normalität?
Es ist schon einige Jahre her, dass wir uns während der Recherche zu unserem Theaterstück »Würfelbrot« und dem gesellschaftlichen Umgang mit Menschen mit Autismus mit der Frage nach dem Konzept von Normalität befasst haben. Was ist schon normal? Und wer entschiedet das? Kürzlich fand ich, Britta, in dem Buch »Was ist einlebenswertes Leben? Philosophische und biographische Zugänge« (Reclam/Denkraum 2022) Folgendes: »Behinderung [...] ist eine kulturelle Konstruktion, die in engem Zusammenhang mit dem kulturellen Konstrukt von Normalität steht.« Normal gibt’s nicht, oder? In »Würfelbrot« sind jedenfalls alle besonders. Hier noch ein bisschen mehr Zitat aus dem sehr lesenswerten Buch (S. 68): In Frage gestellt werden hier die Anwendung der Begriffe »Gesundheit«, »Normalität« und »Funktionieren« allgemein. Behinderung, so die These, erscheint uns nur deswegen als eine Kategorie, der ein Tatsachengehalt zukommt, weil wir verkennen, dass unser Begriff von Normalität keine Tatsache, sondern ebenfalls ein Konstrukt ist, das uns in den kulturellen Praktiken auf vielfache Art und Weise - etwa durch kulturelle Artefakte wie Filme, Bücher, aber auch durch unsere Sprache - vermittelt wird. Diese Normalität hat aber häufig nur die Funktion, Abnormalität zu kennzeichnen und somit Praktiken der Exklusion als Form von Gewalt zu etablieren. Ziel ist daher die Dekonstruktion der kulturellen Praktiken, verbunden mit einer Auflösung des Normalitätskonzepts als solchem. Barbara Schmitz: Was ist ein lebenswertes Leben? Philosophische und biographische Zugänge, Reclam/Denkraum 2022
- Lasst uns über Geld sprechen
Also. Für eine Vorstellung mit zwei Darstellenden und einem Techniker berechnen wir eine Gage von 890 €. Jede Person auf Tour verdient 200 € brutto. Wenn wir dann die Mieten für Lager und Büro, die Unkosten für unsere Infrastruktur und die Honorare für Eddie (Büro) und Lea (Öffentlichkeitsarbeit) abziehen, bleiben 180 € übrig. Bei 75 Vorstellungen im Jahr verdient dann die Frau BrilLe monatlich 1190 € brutto. Für eine Vollzeitstelle. Sind es weniger Auftritte oder es geht mal was kaputt, wird es weniger. Was folgt daraus? Wir brauchen eine strukturelle Förderung für freie mobile Theater.
- Unser Mai 2023
Im Mai haben wir uns kreativ auf Instagram verausgabt und “Accidentally BrilLe Theater” Videos gedreht. Wir - @knut_szmit und @fraubrille - hatten viel Spaß bei der Aktion zwischen Wittener Cafés, Schlafzimmern und unserem Büro. Doch das BrilLe Theater war auch außerhalb Wittens unterwegs und zwar für die Zukunftstiftung Bildung der GSL Bank mit »Ringa von Rattenau«. Insgesamt hatten wir neun Vorstellungen. Jetzt steuern wir auf sommerliche Monate zu, in denen auch endlich wieder unsere ukrainisch-deutsche Theatergruppe RAZOOM stattfindet. Kinder zwischen 10-13 Jahren, die am 1. und 3. Juni Wochenende Zeit haben sind ganz herzlich eingeladen, wir haben noch ein paar Plätze frei. Dieses Mal gehen wir ein ganz besonderes Projekt an... Mit diesem Kliffhänger wünschen wir euch einen schönen Start in den Juni, sonnige Tage und laue Nächte!
- Eine neue Gelassenheit
Ich habe neulich einen Schalter entdeckt. Es passierte während meiner zweiten Coronainfektion. Ich war in den ersten Monaten dieses Jahres schon wieder dabei, mich wund zu arbeiten. Ihr kennt vermutlich alle dieses Hamsterrad-Gefühl. Aber, wenn dann über Wochen die Endorphine produzierenden Belohnungen ausbleiben, macht sich Unzufriedenheit breit. Ich war dabei, ein wenig verbiestert zu werden. Und dann habe ich diesen Schalter entdeckt. Geld? Egal. Erfolg? Egal. Sinn? Ja, bitte! Ich weiß, es klingt nach Selbstbeschwichtigung. Ich habe auch gar nicht vor, den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung an den Nagel zu hängen und zudem selbstkritisch meine eigenen Privilegien zu betrachten. Doch all dies lässt sich leichter leben und denken mit einem wohligen Gefühl von Zufriedenheit und Dankbarkeit für alles das, was ist. Und in diese neue Gelassenheit kam dann die wunderbare Aussage meines Supervisors: »Das Gefühl, unter den eigenen Möglichkeiten zu bleiben, gehört zum Menschsein dazu. Das teilen wir miteinander.« Und zack! Da war der Schalter umgelegt. Also mache ich weiter richtig viel Theater.
- Pleiten, Pech und Pannen
Beim vorletzten »Quastenför« Auftritt habe ich beim Einladen vergessen, eine bestimmte Kiste einzupacken. Darin waren vier Wecker, die in den Stück eine elementare Rolle spielen. Also haben wir zusammen mit dem verständnisvollen Veranstalter - danke, Peter!- im Haus die Uhren von den Wänden abgehängt. Sah ganz gut aus. In 20 Jahren kommen viele solcher Erlebnisse zusammen. Wir könnten hier Geschichten erzählen! Meine erste Begegnung mit der wundervollen Jessi Jahning vom Ach Ja Theater zum Bespiel fand statt, als wir vor Ort feststellten, dass wir die Flügel für »Wie Engel fliegen lernen«vergessen hatten. Auch diese - wie der Titel schon sagt- ein sehr zentrales Requisit. Die sonnige Jessi sprang auf und sagte: »Flügel? Ich hab welche im Auto.« Gerettet. Schwieriger war es allerdings, als Britta statt eines Prinzessinnenkleides einen grauen Anzug eingepackt hatte. Damals haben wir aus unseren Sommerkleidern etwas zusammengestellt. Heute würden wir sagen: Ein maßgeschneiderter Dreiteiler ist perfekt für eine Prinzessin.
- Unser April 2023
Der April war so wechselhaft wie es sich gehörte und neigt sich nun mit aufregenden Theatertagen in Berlin dem Ende zu. Wir haben nämlich das Augenblick mal Festival besucht und tiefsinnige, spannend konzipierte, witzige, poetische, ästhetisch aufregende und auch nachdenklich machende Stücke gesehen. Richtig gut fanden wir Master of Desaster (seht ihr im Hintergrund) vom Theater Marabu. Das war einfach frisch, bodenständig, witzig und ganz plötzlich sehr bewegend. Ansonsten waren wir on tour mit »Fliegen lernen mit Peter Pan«, »Quastenför« und »Ringa von Rattenau« und haben für Förderanträge ordentlich in die Tasten gehauen. Jetzt sind wir bereit für sonnige Maitage, Getränke im Freien und die Vorbereitungen auf unsere Kampagne auf dem Rathausplatz.