Aus dem Nähkästchen geplaudert: Ein Tourtag beim BrilLe Theater
- BrilLeTheater

- vor 4 Tagen
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So ein Tourtag beginnt – je nach Spielbeginn und Entfernung – auch schon mal am Abend vorher. Wenn die Weckzeit eine 3 oder 4 oder 5 vorne hat – wie um Himmels willen kriege ich mich für ausreichenden Schlaf rechtzeitig ins Bett? Meistens scheitert dieses Unterfangen, dann muss aber alles mindestens so im Weg liegen, dass im Nebel des Morgens (oder der Nacht) nichts vergessen werden kann.
Vorteil: Je nächtlicher, desto kleiner muss der Autobahnpuffer sein … ein Feilschen um Minuten schon beim Weckerstellen.
Pauline- oder Elsa-Frisur schon zu Hause, ab ins Auto Richtung Witten zum Einladen. Nach einer halben Stunde werden die Augen schwer … Kaffee, wenn die Zeit gereicht hat, Fenster auf … warum mache ich das nur??
Unter anderem deswegen: die Kolleg*innen, die erste Umarmung in Witten – mit ähnlicher Müdigkeit, aber dem Wissen um die gemeinsame Mission. Nach dem Einladen des Bühnen- und Technikequipments dann die Fahrt zum Spielort … mal kurz, öfter länger oder auch mal ganz lang – inklusive Übernachtung.
Und ich bin anschließend immer klüger oder mindestens bereichert – sei es durch neue Perspektiven, künstlerische oder Lebensinspirationen oder einfach nur die so eigene Art dieser tollen Menschen.
Je nach Zustieg von Jörg gibt es auch schon mal McDonald’s-Essen oder selbstgemachte Brote. Mit Tim gibt es Captain-Rondo-Kekse und Ukuleleunterricht auf der Rückbank, mit Britta einen eigenen Podcast – und auf den Rückfahrten im besten Fall noch Reste vom Catering.
Dazwischen aber das Wesentliche: der Auftritt mit Auf- und Abbau. Immer anders, immer neu:
Turnhalle (sauber oder dreckig) oder Theaterbühne, Aula oder Mensa, Tageslicht oder Verdunklung – wird es eng oder haben wir Raum, wo kann Onkel Walter von der Arbeit kommen, wo ist das Klo und natürlich der Strom für die Technik, wie nett werden wir empfangen, gibt es Kaffee??!! Ist die Feuchtigkeitsabsorptionsoberall noch intakt, war die Banane etwas zu lange im Koffer oder im Rucksack?
Stative, Stoffe, Requisiten – alles auf Anfang, mal so, mal sehr anders.

Je nach Autobahnquerelen bestimmt die Aufbauzeit unsere Gelassenheit mit allem … natürlich auch Schlafstunden und unser Leben drumherum, aus dem wir kurz in den Tourbus hüpfen.
Die Atmosphäre, die uns begrüßt, kann eine Menge auffangen oder auch verstärken – und wirkt schon, bevor wir ausgeladen haben.
Und dann tauche ich ab in unsere Spielwelt, genieße die Figuren, das gemeinsame Spiel – mal ganz im Flow, mal abgelenkt von fehlendem Radio, Banane oder reißendem Overall.

Und dann: strahlende Kinderaugen, berührende Fragen, ehrliche Begeisterung und Faszination … Es gibt für mich wirklich kaum etwas Schöneres – im besten Fall noch das Gefühl, wirklich etwas bewegt zu haben.
Im Nachschwingen und Austausch über die Vorstellung, eine oder zwei weitere Vorstellungen, dann alles schnell wieder auf Anfang – oder der Abbau und 1–2 Stunden später die Rückfahrt oder Weiterfahrt.
K. o., zufrieden, erfüllt.
Ich werde diese manchmal wirklich irre langen Tage unendlich vermissen.
Die Übernachtungen in wirklich schrägen Unterkünften oder in herzlicher Betreuung …
In tiefer Dankbarkeit werde ich diese elf Jahre, die ich beim BrilLe-Theater spielen durfte, äußerst inspirierend, bewegend, herzwärmend und erfüllend als großen Schatz in mir bewahren.







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